Tuesday, February 7, 2012

Psoriasisarthritis

Definitionsversuch: die Psoriasisarthritis ist eine entzündliche Erkrankung mit Synovialitiden (Entzündung einer inneren Schicht der Gelenkkapsel), Periostitis (Knochenhautentzündung), Ostitis (Knochenentzündung), Enthesitis (Entzündung meist gelenknaher Sehnenansatzpunkte). Typische Befallsmuster sind der Transversal- und Strahlbefall. Es überwiegen mon- bis oligoarthritische Formen (nur ein bis wenige Gelenke betroffen). Radiologisch typisch sind das gleichzeitige Vorhandensein von Destruktion und Proliferation (Ab- und Aufbau von Knochen) sowie Ankylosen (vollständige Gelenkversteifung, meist durch Verknöcherung des Gelenkspalts).


Epidemiologie: Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) 50-100/100.000, 4-5% der Psoriasis vulgaris Erkrankten leiden an Gelenkbeteiligung, Männer =Frauen, Manifestationsgipfel 15.-30. Lj.


Klassifikation (nach Moll und Wright):
     1. klassische Psoriasisarthritis mit Befall der DIP-Gelenke (Finger- und Zehenendgelenke), ähnlich wie Heberden-/Bouchardarthrosen, ca. 5%,
     2. mutilierende (abfressende, zerstörende) Arthritis mit Sakroiliitis (Entzündung der Kreuz-Darmbein-Geleneke), ca. 5%,
     3. symmetrische Polyarthritis (Gelenkenentzündung vieler Gelenke) vom Typ der chronische Polyarthritis / rheumatoide Arthritis ohne Rheumafaktor, ca. 20%,
     4. asymmetrische Oligoarthritis (Entzündung weniger Gelenke) häufig HLA B27 assoziiert, ca. 60%,
     5. wie die ankylosierende Spondylitis mit oder ohne periphere Gelenkbeteiligung, HLA B27 assoziiert, 10 % der Patienten.


Pathogenese: unbekannt, immunulogische Mechanismen über CD4-positive Zellen (bestimmte Lymphozyten / weiße Blutkörperchen) werden diskutiert. Genetische Prädisposition (Veranlagung):
     - Psoriasis vulgaris: HLA B13, B17, Cw6,
     - Psoriasis vulgaris / Spondyloarthritis: HLA B27, B17, Cw6,
     - Psoriasis vulgaris / periphere Arthritis: HLA B27, B38, B39, DR7a.


Daktylitis (Entzündung aller Strukturen des Fingers oder des Zehs): z.B. „Wurstfinger“ durch diffuse entzündliche Schwellung, vorwiegend Beteiligung der Beugesehne, der Gelenke und des Periosts.


Mutilierende Arthritis: destruierende Gelenkveränderungen, teilweise Verkürzung von Fingern und Zehen.


Enthesitis: häufig ist die Achillobursitis.


Iritis / Iridozyklitis (Entzündung der Iris und des Ziliarkörpers): selten, vorwiegend bei HLA B27 positiven Individuen.


SAPHO-Syndrom: das Akronym SAPHO steht für Synovitis (nicht erosiv), Akne (oft schwere conglobata-Form), palmoplantare Pustulosis (der Hände und/oder Füße), Hyperostose (vor allem im Sternoclavikulargelenk) und Osteitis (Spondyloarthropathitis, Spondylodiszitis, multifokale Osteomyelitis oder pustulöse Arthroosteitis).


Psoriasis: häufig Mykosen gleichzeitig und als Differenzialdiagnose, Arthritis kann den Hauterscheinungen vorausgehen.


Laboruntersuchungen:
Nur bei einem Teil eignen sich Entzündungsparameter.
Harnsäureerhöhung bei großflächigem Hautbefall aufgrund des hohen Zellumsatzes.


Differentialdiagnose: manchmal schwierig gegenüber Reitersyndrom oder reaktiver Arthritis, auch gegenüber aktivierter Arthrose.


Therapie:
     • medikamentös:
          - nichtsteroidale Antirheumatika symptomatisch, insbesondere Diclofenac und Indometacin (SpA),

          - Kortikosteroide bei Nichtansprechen der nichtsteroidalen Antirheumatika, häufig aber auch nicht wirksam und können zudem Probleme bei der Reduktion bei den Effloreszenzen machen (Schub),
          - langwirksame antirheumatische Therapie, z.B. Methotrexat, Sulfasalazin, Ciclosporin A, bei starkem Hautbefall Zurückhaltung mit Gold (heute sowieso nicht mehr so häufig im Gebbrauch) und Antimalariamitteln,
          - TNF-alpha-Inhibitoren, andere Biologika sind eher nicht wirksam (noch nicht alle Studien abgeschlossen)
     • physiotherapeutisch: je nach Befallsmuster wie chronische Polyarthritis oder ankylosierende Spondylitis,
     • physikalisch: Kryotherapie (Kältetherapie),
     • Patientenschulung,
     • Synovektomien (operative Entfernung der Gelenkinnenhaut) nicht so erfolgreich wie bei der rheumatoiden Arthritis.


Prognose: sehr unterschiedlich, 30 % verlaufen mit destruierender Arthritis, schwere Verläufe bei gleichzeitiger ankylosierender Spondylitis, keine prognostischen Parameter bekannt, Verlauf eher günstiger als cP.


ICD: L40.5+ / M07.0-3*



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