Monday, July 23, 2012

Radonstollen - Therapie bei rheumatischen Erkrankungen


Die Radonstollen-Therapie ist keine anerkannte Methode und wird auch nicht weltweit eingesetzt. Das Bundesamt für Strahlenschutz weist auf Risiken hin, die in bestimmten Häusern für eine Radon Exposition bestehen. Nach dem Rauchen ist Radon das zweithöchste Risiko für die Entwicklung eines Lungenkrebses.

Seit 1912 werden in Bad Kreuznach Patienten mit Radon behandelt. Dr. Hans Jöckel, der Nestor der Radonstollen-Therapie, vergleicht die radioaktive Belastung im Stollen mit der eines Aufenthaltes im Gebirge. Also warum nicht gleich in Gebirge fahren?

Nutzen und Risken werden kontrovers diskutiert. Erhöhte Radonbelastung bedeutet eindeutig ein höheres Lungenkrebsrisiko. Die Studienlage zur Radonstollen-Therapie ist angesichts der langen Anwendung der Methode erschreckend dürftig.

Eine Studie von A. Franke und Kollegen (Long-term efficacy of radon spa therapy in rheumatoid arthritis—a randomized, sham-controlled study and follow-up) konnte zum Ende der Therapie keine Unterschiede aufzeigen [es handelt sich hierbei um Wannenbäder]. Nach einem halben Jahr will man Unterschiede auf die Intervention, die eine von mehreren war, festgestellt haben. Die Wirkungsweise wird nicht klar. Parameter für Entzündung oder Krankheitsaktivität fehlen, jedenfalls nach heute üblichen Kriterien. Andere Studien versuchen durch den Begriff der Speläologie (Höhlenkunde) ihre Arbeit aufzuwerten, z.B. speläotherapeutische Radonexposition. Wenn man sich den Stollen ansieht, dann kann der eigene Keller auch ein Ort speläologischer Mystik werden.

Und dann könnte man anstatt der Radonstollen-Therapie auch den eigenen Keller nutzen (häufiger Ort stärkerer Radon-Exposition). Aber ich meine, dass die von Patienten wahrgenommene Veränderung auf eine angenehme Wärme und das Gefühl der Geborgenheit, wie in Mutters Schoß, zurückzuführen ist. Deshalb fällt es schwer Kontrollgruppen zu definieren, die dies auch beinhalten.

Bei unklarer Wirkungsweise, unklarer Erfolgsrate und unklarem Risiko rate ich von der Radonstollen-Therapie ab.

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