Monday, March 17, 2014

Thymustherapie und entzündlich-rheumatische Erkrankungen


Gerade steckt mit eine Krankenschwester einen Artikel aus „Alles für die Frau“ zu: „Ein Leser-Tipp half mein Rheuma zu heilen“. „Aus Verzweiflung gab die Rheuma-Patientin eine Zeitungsannonce auf - ...“. Leider wurde nicht erwähnt, an welcher Form einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung die Frau denn leidet. Ihr wurde eine „Immuntherapie“ in einer Klinik im Schwarzwald empfohlen. „Das Herzstück der Therapie sind Injektionen mit Frischzellen“. Nun das war nicht gemeint, sondern Injektionen mit Thymus-Extrakt. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen die Injektion zu 60 € / Stück übrigens nicht – übrigens zu Recht.
Eine Allgemeinmedizinerin wird zitiert: „Rheuma wird von einer überschießenden Immunreaktion ausgelöst.“ Das kann man noch so stehen lassen. „Die Kur baut das Immunsystem wieder auf.“ Das Immunsystem funktioniert doch, aber es arbeitet bei den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen gegen den eigenen Körper; würde die Therapie funktionieren, dann wäre es, als ob man einem Amokschützen Munition liefern würde.
Wenn man sich wissenschaftliche Literatur ansieht, dann ist es dürftig. In dien 90iger Jahren gab es einige russische und polnische Studien. In einer russischen Studie hatte man Methotrexat gegen Methotrexat plus Thymusextrakt getestet; ein Unterschied wird nicht berichtet, d.h. es hat keinen Vorteil, den Thymusextrakt zu injizieren. Link: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9082588. Danach lassen sich keine weiteren Studien zum Thema Rheuma finden.
Was nun Veronika Sch. geholfen hat, bleibt unklar; es wurden z.B. auch Krankengymnastik und Kältetherapie eingesetzt. Veronika Sch. ist einem sofort sympathisch, aber das ersetzt keine Studie.

Zusammenfassend gibt es bessere Therapieoptionen als Thymusextrakt. Gegen diese Therapie spricht Studienlage und deshalb darf die Krankenkasse sie auch nicht bezahlen.


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