Wednesday, January 4, 2017

Der NDR Ratgeber Gesundheit zu „Rheuma mit guten Fetten und Smoothies lindern“




Die Sendung „„Rheuma mit guten Fetten und Smoothies lindern“ habe ich gerade erst entdeckt. Am 18.07.2016 um 21:00 Uhr lief die Sendung, die aber noch im Internet einsehbar ist: „Xenia B. hat Rheuma. Schmerzen und Tabletten-Nebenwirkungen beeinträchtigen die junge Frau stark im Alltag. Die Ernährungs-Docs setzen auf wirksame entzündungshemmende Zutaten.“

Viel Licht und viel Schatten. Selbstverständlich ist eine sinnvolle Ernährung erstrebenswert und die Smoothies können einen Beitrag leisten. Auch ich empfehle, Ernährung bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen einzusetzen. Also hätte ich es der Protagonistin Xenia B. ebenfalls getan. Aber der Teufel steckt im Detail. Was sucht die Avocado im Smoothie? Die Stimme im Off erklärt uns: „Avocado sollte auch dabei sein. Sie enthält ungesättigte Fettsäuren, die die Entzündung bekämpfen.“ Vielleicht auch das, aber vielmehr: „Kaltgepresste Pflanzenöle (Distelöl, Sonnenblumenöl), Avocados, Nüsse, Samen und Freilandeier sind hervorragende Lieferanten von Omega-6 Fetten.“ – soweit „Alles roh“ zu Avocados. Und diese Omega-6-Fettsäuren (Linolsäure in unserem Fall) sind Vorläufer der Arachidonsäure, die dann in die Entzündung aktivierenden Prostaglandine umgewandelt wird.

Aus therapeutischer Sicht ist das Auspressen einer Zitrone Rheumatikern nicht zu empfehlen. Dafür sollten Hilfsmittel eingesetzt werden, wie sie eigentlich in jedem Haushalt vorhanden sind (Zitrussaftpresse) und nicht dem Seewolf Wolf Larsen nachgeeifert werden. Als Regie-Hinweis: wenn jemand Probleme mit der Handkraft hat, dann sollte das Bild nicht das Gegenteil aussagen.

Und dann kommt Herr Kollege Aries, um Werbung für den Rheumascan zu machen. Auf der Seite von Xiralite (Rheumascan) lesen wir: „Die Untersuchungskosten werden in der Regel leider nicht erstattet.“ Und zwar bei gesetzlich Versicherten. Bei den privaten Krankenkassen ist das anders. Das heißt, der Patient wird unter Umständen kräftig zur Kasse gebeten. Die Methode ist in den aktuell gebräuchlichen Leitlinien nicht als Instrument für die Diagnose oder die Verlaufsbeobachtung gelistet. Die Methode ist also nicht Standard, kann aber von Ärzten eingesetzt werden. Ich formuliere es einmal so: wenn ein Rheumatologe meiner Mutter das Verfahren empfehlen würde, würde ich ihr raten: „Mutti, such‘  Dir einen anderen Rheumatologen.“

Unklar ist, wie lange die Entwicklung des DAS28 von 6,9 auf 2,3, also die nachweisbare Reduktion der Krankheitsaktivität gedauert hat. Unklar ist auch, warum der jungen Dame nicht früher geraten wurde, die Kortisondosis (15 mg Prednisolon) abzusenken. 15 mg Methotrexat wöchentlich und 15 mg Prednisolon täglich schaffen es auch ohne Smoothies, den DAS28 von 6,9 auf 2,3 zu senken.

Zusammenfassend ist wieder einmal eine Chance verpasst worden, für sinnvolle Ernährung bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen Werbung zu machen. Dazu gehört auch eine realistische Einschätzung, was eine Maßnahme bewirken kann und wann sie überfordert ist. Der Schlusssatz stimmt mich allerdings versöhnlich.

Links:
NDR:
Rheumascan:
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