Friday, February 3, 2017

Ein paar Informationen zu Bisphosphonaten




Gestern Abend besuchte ich meine Eltern. Ein Orthopäde hatte meiner Mutter ein Bisphosphonat verordnet, die weitere Aufklärung jedoch seiner Medizinischen Fachangestellten (MFA) überlassen. Die MFA riet meiner Mutter, die Tablette morgens mit Wasser einzunehmen (richtig) und sich dann wieder hinzulegen (falsch). Die Aufklärung zu Medikamenten ist Aufgabe des Arztes; und so ist der folgende Text auch nicht als Ersatz für ein Aufklärungsgespräch gedacht.

Bisphosphonat ist eine Bezeichnung aus der Chemie. Man nutzt in der Medizin die Eigenschaft der Bisphosphonate, sich an Knochen anzulagern, wo sie von Osteoklasten phagozytiert (gefressen) werden und dadurch diese Zellen zerstören. Osteoklasten aber bauen den Knochen ab und somit wird der Knochenabbau behindert, so dass bei der therapeutischen Anwendung wieder mehr Knochen aufgebaut werden kann. In der Nuklearmedizin werden geringe Dosen von Bisphosphonaten mit Technetium markiert, so dass man damit eine Skelettszintigrafie (Diagnostik) durchführen kann. Therapeutisch setzt man Bisphosphonate gegen Osteoporose, aber auch andere Erkrankungen, ein. Mehr dazu kann man auf Wikipedia lesen (1).

In Deutschland sind eine Reihe Bisphosphonate zugelassen, z.B.: Alendronat, Ibandronat, Pamidronat, Risedronat und Zoledronat; darüber hinaus Clodronat, Etidronat und Tiludronat (Veterinärmedizin). Die Endung –at zeigt an, dass es sich um das Salz einer Säure handelt, also ist Alendronat das Salz der Alendronsäure.

Wie werden die Tabletten nun eingenommen?
Wenn die Aufnahme des Medikaments über den Magen-Darm-Trakt erfolgen soll, geht das nur unter speziellen Bedingungen, denn Bisphosphonate können durch Verbindung mit Speisen oder anderen Medikamenten im Magen gebunden und damit unwirksam werden. Weil es so aufwendig ist, wird in der Regel eine Tablette pro Woche (Wochenration) verordnet. Am besten nimmt man die Tablette morgens auf nüchternen Magen unzerkaut mit einem Glas Leitungswasser ein. Danach sollte man in aufrechter Körperhaltung bleiben. Hinlegen oder Sitzen in gekrümmter Haltung und/oder Kohlensäure im Wasser könnten den sehr sauren Magensaft in die Speiseröhre treiben, so dass dort Schleimhautschäden entstehen könnten. Zumeist wird geraten eine halbe Stunde dem Medikament Zeit zu lassen, damit es aufgenommen werden kann. Besser ist eine Stunde. Man kann die Bisphosphonate theoretisch auch lange genug nach bzw. vor Mahlzeiten einnehmen. Man riskiert jedoch, dass zu wenig vom Medikament aufgenommen wird, denn manche Speisen liegen doch länger im Magen. Vielleicht noch ein Hinweis: Bisphosphonate werden nicht sehr gut über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen.

Infusion oder Injektion
Manche Menschen vertragen die Tabletten wg. der Magensäure sehr schlecht oder aber die Aufnahme des Medikaments ist nicht ausreichend. Dann aber gibt es noch die Möglichkeit entweder der Infusion oder der Injektion von Bisphosphonaten; für beide Möglichkeiten gibt es entsprechende Zubereitungen. Für Injektion wie Infusion muss genügend Zeit eingeplant werden.

Mögliche Nebenwirkungen
Nebenwirkungen können bei jedem Medikament auftreten. Die häufigsten Nebenwirkungen der Bisphosphonate liegen im Bereich des Magen-Darm-Traktes: z.B. Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall, Entzündungen und Geschwüre. Muskel-, Gelenk- und Knochenschmerzen können auftreten. Selten kommt es zu Kopfschmerzen, Schwindel, Hautreaktionen, Augenentzündungen, Venenentzündungen (nach Infusion), Blutwertveränderungen usw. Nach der Infusion wurden ein grippeartiges Erscheinungsbild und Konchenschmerzen beschrieben.
Außerdem hat man Bisphosphonat assoziierte Knochennekrosen im Kieferbereich gefunden. Gerade diese Nebenwirkung ging durch die Presse. Ein nennenswertes Risiko besteht bei einer bösartigen Grunderkrankung und bei intravenös verabreichten Bisphosphonaten in hoher Dosierung und über einen längeren Zeitraum. Aber auch für die Aufnahme über den Magen-Darm-Trakt (Tabletten) sind mittlerweile Fälle von Kieferknochennekrosen bekannt, wobei ein Zusammenhang zu vorausgegangenen Zahnextraktionen besteht. Mehr darüber unter Wikipedia (1).
Unter Behandlung mit Zoledronsäure ist Vorhofflimmern beobachtet worden, das unter anderen Bisphosphonaten nicht aufgetreten war.
Weitere Nebenwirkungen sind bekannt! Die Liste hier ist unvollständig.

Gibt es zu Bisphosphonaten Alternativen? Ja. Man könnte z.B. Denosumab anführen (2). Denosumab wird von der Firma Amgen hergestellt und unter zwei Namen vertrieben: Prolia® und XGEVA®. Da sind aber aktuell Probleme in der Diskussion.


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