Monday, March 20, 2017

Superfood Camu-Camu-Pulver


Wenn man sich mit Superfoods beschäftigt, dann meint man in eine Gruppe von Jungs geraten zu sein, die Autoquartett spielen. 50 mal mehr Vitamin C als … klingt für mich genauso wie 230 PS. Was hat der Urmensch nur ohne Camu-Camu gemacht? Aber schauen wir einmal nach, was wir über Camu-Camu im Berg der Lobhudeleien entdecken.

Was ist also drin in Camu-Camu?
„Ein weniger bekanntes Superfood ist eine Superfrucht: die Camu-Camu-Frucht (Myrciaria dubia). Sie enthält eine Menge verschiedener sekundärer Pflanzenstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe, Bioflavonoide, Aminosäuren, Proteine und Ballaststoffe.“(1) Aminosäuren sind die Bausteine der Proteine, also ist das doppelt-gemoppelt. Vitamine, Mineralstoffe, Aminosäuren, Proteine und Ballaststoffe zählt man nicht zu den sekundären Pflanzenstoffen. Bioflavonoide zählt man zu den sekundären Pflanzenstoffen, aber auch Koffein, Nikotin, Cannabinoide – damit es hier nicht zu gesund aussieht (2). Mit Vitamin C ist die Frucht bestens ausgestattet. Es sind auch verschiedene Antioxidantien nachweisbar (3): Anthocyane wie Chrysanthremin oder Myrtillin, Flavonole, Flavanole wie Catechin, Ellagsäure und Rutin.

Gesundheitliches
Camu-Camu soll die geistige Leistungfähigkeit steigern, entzündliche-rheumatische Erkrankungen heilen, die Sehkraft verbessern, bei der Behandlung von Herpes simplex, Gürtelrose und Epstein-Barr-Virus eingesetzt werden. Es soll Infektionen und Krebs bekämpfen, Blutdruck senken, vor Lebererkrankungen schützen.
Wäre das doch schön! Aber es handelt sich nicht um nachgewiesene Wirkungen.
Psiram sieht das anders (4): „Der Camu Camu-Genuss kann zu Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfällen führen. Ursache ist dabei die hohe orale Aufnahme von Eisen, die durch die Ascorbinsäure gefördert wird. Auch kann es zu Nieren- und Leberschäden kommen.“

Ökologie
Der Raubbau an den wild wachsenden Pflanzen hat bereits Auswirkungen. Der Schwarze Pacu oder Tambaqui ist in den Gebieten, in denen Raubbau an Camu-Camu betrieben wird, verschwunden, denn die Früchte sind Teil seiner Nahrungsgrundlage. Wegen des Raubbaus kann es auch sein, dass die Pflanze bald auf der Liste schützenswerter Pflanzen auftaucht.
Ein Vertriebsunternehmen von Camu-Camu-Pulver in der Schweiz verbreitet (5): „Die Regenzeit ist für die Indianer des Amazonas-Regenwaldes die optimale Zeit die Camu Camu Beere zu sammeln. Denn dann können sie mit ihren Kanus weiter vordringen. Da das Ernten der Camu Camu Beeren einen hohen Ertrag für die Bevölkerug des Regenwaldes bringt, können so Teile des Regenwaldes vor dem Abholzen bewahrt werden.“ Ich glaube kaum, dass die Ausbeutung des Urwalds von Früchten, Farmer oder Minengesellschaften am Abholzen des Urwaldes hindern werden.

Superfood oder nicht?
Nein! Alle Inhaltsstoffe sind auch hier in Beeren oder anderen Früchten vorhanden. Und natürlich ist heimisches Obst auch deutlich preiswerter. Der Hype um Camu Camu wird in einer weiteren Katastrophe für den Regenwald enden.


Links:


Weitere Bewertungen von Superfoods unter dem Stichwort "Superfoods" hier auf diesem Blog.

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