Tuesday, May 16, 2017

Superfood Schisandra


In der Zeitschrift Schrot & Korn wurde hinter Schisandra schon ein super Vorname scherzhaft vermutet. Ich habe davor von diesem Superfood überhaupt noch nichts gehört oder gesehen. Ich erwähnte heute Schisandra einer Kollegin gegenüber und sie verstand Jill Sander. Da ich mich intensiv nach Superfoods umgeschaut hatte, könnte ich es mir leicht machen und verkünden, dass es sich nicht um ein Superfood handelt. Aber nicht so schnell! Es handelt sich schließlich um eine Medizinalpflanze mit langer Geschichte. Gewissenhafte Menschen sprechen von einer 2000-jährigen Tradition, Menschen ohne ein gewisses Gefühl zur Ehrlichkeit schreiben: „seit Jahrtausenden“. Da finden Sie dann auch solchen Schmonzes: „Dank der positiven Auswirkungen auf das körperliche Wohlbefinden gehört die Schisandra Beere zu den absoluten Powerfrüchten, welche sich immer größerer Beliebtheit erfreuen.“ [1]

Was ist Schisandra?
Schisandra ist eine Pflanze, die aus China bzw. Ostasien stammt. Der korrekte Name ist Schisandra chinensis oder Wǔwèizi shǔ (五味子属) 五味 (wǔwèi) – fünf Geschmacksrichtungen(süß, sauer, salzig, bitter und scharf); übrigens können Sie im Internet das Wort *Geschmäcker* finden, aber das Wort Geschmack hat im Deutschen keinen Plural. Es handelt sich um eine zitronenähnlich Frucht, aus der auch ein Öl gewonnen wird. „Es gibt allerdings für die Früchte oder deren Zubereitungen derzeit keine in wissenschaftlichen Studien gesicherten Indikationen.“ [2]
    Vielleicht ist Ihnen der Sternanis, der natürlich zu der Familie der Sternanisgewächse (Schisandraceae) gehört, als Gewürz bekannt [3].
Bei Lidl kann man die Chinesische Beerentraube 'Wu Wei Zi' als Pflanze kaufen. [4]

Was soll Schisandra können?
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wurde Schisandra als Stärkungsmittel angesehen; allerdings wurde es nicht alleine, sondern zusammen mit weiteren pflanzlichen Drogen als Shengmài săn (生脉散) eingesetzt.
    „Insgesamt gelten Schisandra-Beeren als Jungbrunnen, mit deren Hilfe man ohne Alterserscheinungen sehr alt werden kann.“ – weiß eine Quelle zu berichten. [5] „In China wird empfohlen, die Schisandra-Beere mindestens 100 Tage lang anzuwenden.“ China ist groß – und vielleicht hat das irgendwer irgendwann gesagt, allerdings glaube ich mehr, dass diese Information die Vermarktung zum Zweck hat.
    “Schisandra ist wohl das beliebteste Sex-Stimulans, welches sowohl von Männern wie auch von Frauen genommen wird. Es stimuliert bei Frauen die Befeuchtung der Vagina und bei Männern erhöht es die sexuelle Vitalität.“ [6] Wenn man eine Liste von Aphrodisiaka aufstellen würde, wäre man nur überrascht zu dem, was nicht auf der Liste erscheint.
    2014 wurde bei der Olympiade in Sotschi wurde bei einer deutschen Biathletin Methylhexanamin nachgewiesen, aber sie konnte nachweisen, dass es von einem Teekonzentrat aus Schisandra stammte [7]; das hätte ich nicht gelten lassen.

Was macht Schisandra denn wirklich?
Es gibt bereits viele Studien zu Schisandra (610 unter dem Mesh Stichwort Schistandra in PubMed). Nur wenige Studien sind zur Anwendung beim Menschen.
    J.Y. Park uhnd K.H. Kim veröffentlichten [8]: “A randomized, double-blind, placebo-controlled trial of Schisandra chinensis for menopausal symptoms.” Sie schlossen aus ihren Untersuchungen: “BMO-30 from Schisandra chinensis can be a safe and effective complementary medicine for menopausal symptoms, especially for hot flushes, sweating, and heart palpitations.” [Übersetzung: BMO-30 aus Schisandra chinensis kann ein sicheres und wirksames Kompletärmediment gegen Menopausen-Symptome sein, vor allem gegen Hitzewallungen, Schwitzen und Herzklopfen.]
    M.K. Jang und Kollegen untersuchten [9]: „Schisandra chinensis extract ameliorates nonalcoholic fatty liver via inhibition of endoplasmic reticulum stress.“ Es handelt sich um eine Studie an Leberzellen der Maus. Man fand einen Schutz vor Stress an Leberzellen durch die Untersuchung bestimmter Stressmarker.
    E. Wat und Kollegen verdanken wir die folgende Studie [10]: „The hepatoprotective effect of the combination use of Fructus Schisandrae with statin--A preclinical evaluation.”  Man konnte bei Sprague Dawley Ratten einen protektiven Effet auf die Leber bei Gabe eines Statins [Cholesterinsenker] nachweisen.
    M.Y. Song und Kollegen veröffentlichten [11]: „Schisandra chinensis fruit modulates the gut microbiota composition in association with metabolic markers in obese women: a randomized, double-blind placebo-controlled study.“ Die Gabe von Schisandra über 12 Wochen führte bei koreanischen fettleibigen Frauen zu einer Modulation der Darmflora. Allerdings reichte Schisandra im Allgemeinen nicht aus, um signifikante Veränderungen der Adipositas bezogenen Parameter im Vergleich zu Placebo zu erreichen.
    Die Datenlage bleibt unbefriedigend. Nutzen und Risiken müssen weiterhin noch in Studien geklärt werden. Wenn man sich die „Results per Year“ in PubMed anschaut, scheint der Hype auch schon wieder rückläufig zu sein [12].

Superfood oder nicht?
Man bekommt Schisandra also Pulver, Kapseln oder getrocknete Beeren. Die Preise variieren stark. Ich finde sie unübersichtlich und zu hoch.  
    Ich spreche ein klares Nein aus! Schisandra ist kein Superfood.


Links: 


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