Thursday, June 1, 2017

Süß, süßer, SüßStuss




Warum haben wir einen Geschmackssinn für süß? Warum haben wir Zucker aus verschiedenen Pflanzen wie Zuckerrohr und Zuckerrübe extrahiert und konzentriert? Das letztere war zwar raffiniert, aber war es auch sinnvoll?

Die Geschmacksqualität süß wird nicht nur durch Zucker, sondern auch durch einige Aminosäuren, Eiweiße oder Alkohole (z.B. Süßstoffe) ausgelöst [1]. Wir essen gerne süß, weil es uns an die Muttermilch erinnert. Bitter wird eher als Warnung angesehen. Die Konditionierung auf bestimmte Geschmacksqualitäten erfolgt bereits im Mutterleib und später besonders in frühester Kindheit. Das hat die Industrie aufgegriffen und macht die Fertignahrung immer süßer.

Weißer Zucker. Zucker kann süchtig machen und das Risiko für Diabetes Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen [2]. Auch entzündlich-rheumatische Erkrankungen werden im Zusammenhang mit Zucker sikutiert, aber ich habe noch keinen Nachweis dafür gefunden. Ich glaube kaum, dass noch jemand weißen Zucker (Saccharose) als Quell der Gesundheit ansieht. Aber wie steht es mit eingedicktem Fruchtsaft aus? Mit Vakuumverfahren kann der Saft von Äpfeln, Birnen, Granatäpfeln, Trauben und Agaven zu einem dickflüssigen Sirup konzentriert werden, wodurch Mineralstoffe, Spurenelemente und ein Teil sekundärer Pflanzenstoffe erhalten bleiben. Im Rheinland sind das Rübenkraut (Zuckerrübensirup) oder Apfelkraut, aber auch aus Birnen und Pflaumen wird Sirup gewonnen. Oder gehen Sie einmal in einen türkischen Supermarkt, da finden Sie z.B. eingedickten Granatapfelsaft. Sind diese Dicksäfte nun gesünder? Nein! Ich möchte davon abraten, denn sie enthalten einen höheren Anteil an Fruktose. Fruktose kann die Insulinresistenz fördern, bei manchen Menschen abführend wirken und, das interessiert mich als Rheumatologen besonders, kann Gicht fördern [3], indem sich die Harnsäurekonzentration durch Steigerung der körpereigenen Synthese von Purinen erhöht. Dabei sind neben den Dicksäften besonders Nahrungsmittel und Softdrinks anzuführen, die mit High-fructose corn syrup (HFCS) gesüßt worden sind. Sie brauchen jetzt nicht völlig auf Früchte verzichten, nur reduzieren.
Vielleicht noch ein paar Worte zum Ahornsirup. Der wird um das 40fache eingedickt und besteht dann hauptsächlich aus Saccharose, Fruktose und Wasser; durch den hohen Wasseranteil enthält er weniger Kalorien. Da er mittels Wärme eingedickt wird, ist er eine ökologische Katastrofe.
Zusammenfassend heißt das bis hierhin:
·         Verzichten Sie auf Zucker
·         Verzichten Sie auf gefärbten Zucker (raffinierter Zucker mit etwas Melasse)
·         Verzichten Sie auf Kokos- und Palmzucker (ist auch im wesentlichen Saccharose)
·         Verzichten Sie auf Honig
·         Verzichten Sie auf Dicksäfte / Sirups
·         Verzichten Sie auf HFCS gesüßte Speisen
·         Essen Sie Obst, aber eben auch nicht zu viel davon

Kommen wir zu den Süßstoffen. Einige Süßstoffe haben eine bittere Geschmackskomponente; dazu gehören Natriumsaccharin, Natriumcyclamat, Steviosid und Acesulfam-K [4]. Bei Mäusen wurden durch Saccharin, Sucralose oder Aspartam Störungen von Darmflora und Glukosestoffwechsel nachgewiesen. Eine israelische Studie fand 2014: „Teilnehmer, die Süßstoffe benutzten, wogen mehr, hatten höhere Werte bei Nüchtern-Blutzucker und HbA1c sowie eine gestörte orale Glukosetoleranz; die Untersuchung der Faeces ergab eine Veränderung der Darmflora [4].“
Ich habe in heroischen Selbstversuchen Xylit und Stevia getestet. Beide schmeckten nicht so süß wie Zucker.
Stevia wird nicht als Naturprodukt sondern als Extrakt von Steviolglykosiden verkauft, dem dann ein anderer Zucker mangels Menge beigemischt wird. 10 mg werden als unbedenklich eingestuft – werden aber z.B. bei Cola schnell überschritten. Mir sagte das geschmacklich nicht zu.
Xylit ist ein Zuckeralkohol. Er gilt als zahnfreundlich. Er kommt in geringen Mengen auch in der Nahrung vor. Mir hat er eine beschleunigte Darmpassage beschert.
Ich halte die Idee mit dem Süßstoff für Stuss.

Es kann nicht darum gehen, Alternativen für Zucker zu suchen, die sich dann auch als problematisch herausstellen. Dicksäfte oder Süßstoffe verändern nichts. Sie erhalten die Sucht nach Süßem. Viel besser für die Gesundheit wäre es, den Geschmack umzutrainieren. Lassen Sie aber Zeit dabei. Viel Erfolg!


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